Chris Summers im Porträt

22. Oktober 2019 Allgemein · Spieler ·

Chris Summers war vielleicht der prominenteste Neuzugang der THOMAS SABO Ice Tigers für die neue Saison. Der 31-jährige US-Amerikaner kann auf die Erfahrung von 515 AHL- und 70 NHL-Spielen zurückblicken. In den vergangenen beiden Jahren stand der Linksschütze bei den Wilkes-Barre/Scranton Penguins unter Vertrag und möchte nun in Nürnberg – genau wie bei den Penguins – eine Führungsrolle im Team übernehmen. Bislang erfüllt er diese eindrucksvoll.

Ein Wort pro Tag möchte er lernen, um sich am Ende der Saison vielleicht sogar ein wenig auf Deutsch verständigen können. Chris Summers ist nicht der erste Spieler, der nach seiner Ankunft in Deutschland ambitioniert in die Lernphase gestartet ist. Im Gegensatz zu zahlreichen Vorgängern versucht es der erfahrene Verteidiger aber nicht mit einer App für die Auswärtsfahrten oder einer CD im eigenen Auto. Chris Summers lernt von Marcus Weber. Ein deutsches Wort bringt Weber ihm pro Tag bei. Am Ende werden es wahrscheinlich eher Summers‘ Kinder sein, die ihm Deutsch beibringen werden. Fünf und drei Jahre alt sind diese und hatten kürzlich ihren ersten Tag in einem internationalen Kindergarten. Es wird also noch einige Zeit dauern, bis Chris Summers die Sprache seiner neuen beruflichen Heimat gelernt hat. Bei den kulturellen Gepflogenheiten dauerte es nur ein paar Stunden. Am Tag des ersten Mannschaftsmeetings wurde das Team von Premiumpartner Andreas Kurzer in eine urfränkische Wirtschaft bei Schäuferle und zünftiger Musik eingeladen.

„Das hat mich an den Film ‚Bierfest‘ erinnert mit dem Bier aus Maßkrügen und den Lederhosen. Ich weiß, dass die Deutschen den Film nicht so mögen, weil er wirklich alle Klischees erfüllt, die man sich vorstellen kann. Aber wenn man genau das dann am ersten Tag in Deutschland selbst erlebt, ist das schon lustig“, erzählt Summers, der Freunde und Verwandte natürlich umgehend mit Fotos und Videos von diesem Abend versorgte. „Ich respektiere diese Kultur aber natürlich. Ich bin hier der Gast und lerne die Kultur. Sie werden sich nicht ändern, warum auch?“ Chris Summers ist zum ersten Mal überhaupt in Deutschland und musste sich gleich der großen Herausforderung stellen, sich ohne Sprachkenntnisse im Supermarkt zurechtzufinden. „Zum Glück haben wir genügend englischsprachige Spieler, die schon länger hier sind und mir dabei helfen konnten“, lacht Summers, der seine Zeit in Nürnberg bislang aber in vollen Zügen genießt. „Ich muss hier sehr viel lernen, aber insgesamt gefällt es mir bisher ausgezeichnet. Einige Dinge sind wie zuhause, andere wiederum ganz anders. Aber das ist okay, ich komme klar.“

Der charismatische US-Amerikaner konnte sich im Vorfeld seiner Reise schon gut darauf einstellen, was ihn erwarten würde, schließlich zählt Chris Brown zu seinen engsten Freunden. Während seiner ersten Station als Profi wohnte Brown sogar bei Chris Summers und seiner Frau. Seitdem haben die beiden in drei Teams zusammengespielt. In Nürnberg kreuzen sich die Wege der beiden nun erneut.

„Meiner Familie und mir war wichtig, dass wir an einen Ort kommen, an dem wir schon ein paar Leute kennen. Insofern hat sich Nürnberg als beste Möglichkeit angefühlt und bis jetzt wurden alle Erwartungen erfüllt.“ Auch an die minimal andere Spielweise als in Nordamerika hat sich der 1,88 Meter große Verteidiger schnell gewöhnt. „Natürlich habe ich gehört, dass es hier ein bisschen anders ist als in Amerika. Aber wir spielen immer noch mit einem Puck und haben immer noch Schläger in der Hand, also wie anders kann es schon sein?“

Ice Tigers-Cheftrainer Kurt Kleinendorst hält jedenfalls große Stücke auf Chris Summers. Bei seiner Verpflichtung sprach er davon, dass Summers einer der besten Verteidiger der Liga werden und bedenkenlos gegen die besten Spieler des Gegners eingesetzt werden könne. In den ersten beiden Saisonspielen setzte Kleinendorst diesen Plan auch konsequent um, Summers hatte mit etwa 23 Minuten die meiste Eiszeit aller Nürnberger Spieler, ohne dabei im Powerplay auf dem Eis zu stehen. „Mein erster Eindruck ist, dass das Spiel hier nicht ganz so physisch geführt wird wie in Nordamerika. Das kann gut für mich sein oder auch nicht. Ich bin es gewöhnt, physisch zu spielen, aber so ist das für mich auch ein Neustart, bei dem ich den Fokus auf andere Fähigkeiten legen kann.“

Trotz seiner herausragenden läuferischen Fähigkeiten wurde Chris Summers in seiner bisherigen Karriere nie als Zwei-Wege-Verteidiger eingesetzt, sondern nur auf seine defensiven Stärken beschränkt. 2006 wurde Summers bereits in der ersten Runde des NHL-Drafts gezogen, entschied sich für den Weg übers College (NCAA) und kam im Alter von 22 Jahren zu seinen ersten Einsätzen in der NHL. In der Saison 2012/13 durfte er am All Star Game der AHL teilnehmen. Während der Saison 2014/15 wechselte Summers in die Organisation der New York Rangers und kam dort noch einmal zu sechs Spielen in der NHL, bevor er sich 2017 den Wilkes-Barre/Scranton Penguins anschloss. In Nürnberg zählt man nun auch auf Summers‘ zweifellos vorhandenen Offensivqualitäten. Am Ende wird er dennoch mehr Checks und geblockte Schüsse auf seinem Konto haben als Tore. Von der Eiszeit ganz zu schweigen.

Das Porträt ist zuerst in der ersten Ausgabe des Raubtiermagazins der THOMAS SABO Ice Tigers erschienen.