Nach dem Sechs-Punkte-Wochenende der vergangenen Woche wollten die Nürnberg Ice Tigers am Freitagabend zum ersten Mal seit etlichen Jahren wieder einen Sieg aus Mannheim mitnehmen. Aufgrund der Ausfälle von Hayden Shaw und Julius Karrer kam Tim Fleischer wieder in der Abwehr zum Einsatz, Leon Hungerecker bekam den Start zwischen den Pfosten. Mannheim erwischte den besseren Start und ging bereits nach 61 Sekunden in Führung. Yannick Proske bediente David Wolf von der rechten Seite, Wolf hatte viel Zeit und jagte einen unhaltbaren Handgelenkschuss genau in den Winkel – 1:0 für die Adler. In Überzahl hatten die Ice Tigers über Ryan Stoa (2.) und Tim Fleischer (4.) große Möglichkeiten zum Ausgleich, sie scheiterten aber freistehend an Arno Tiefensee im Mannheimer Tor. Auf der anderen Seite traf Jordan Murray am Ende eines gut ausgespielten Konters der Adler nur die Latte (5.). In einer insgesamt ausgeglichenen Partie sorgten die Adler in der 12. Minute für das 2:0. Matthias Plachta brachte die Scheibe ins Nürnberger Drittel und legte ab für Korbinian Holzer, der den Puck aus vollem Lauf perfekt ins lange Eck jagte. Nürnberg reagierte mit viel Druck aufs Mannheimer Tor, der in der 15. Minute zum Erfolg führen sollte. Cole Maier ging mit der Scheibe hinters Tor der Adler und probierte den Rückhand-Bauerntrick, Max Kislinger stand vor dem Tor goldrichtig und brachte den Schläger noch an die Scheibe – nur noch 1:2 aus Nürnberger Sicht. In der 19. Minute jubelten die Ice Tigers und ihr Anhang über den vermeintlichen Ausgleich, die Schiedsrichter erkannten beim Videobeweis aber einen zu hohen Stock von Charlie Gerard beim Abfälschen eines Schusses von der blauen Linie.

Kurz nach Beginn des Mittelabschnitts setzte sich Ryan Stoa hinter dem Mannheimer Tor durch und spielte nach vorne, Dane Fox schoss sofort aufs kurze Eck, Tiefensee reagierte erneut stark (21.). Die Ice Tigers blieben dran und hatten in der 25. Minute die nächste Riesenchance zum Ausgleich. Justus Böttner spielte einen weiten Pass an die gegnerische blaue Linie zu Evan Barratt, der bediente Charlie Gerard in der Mitte, Gerard hielt den Schläger rein und lenkte die Scheibe aufs lange Eck, Tiefensee rettete spektakulär im Spagat (25.). Es waren diese Zentimeter, die an diesem Abend gegen die Ice Tigers liefen. Mannheim hatte das Glück auf seiner Seite, als John Gilmour so an den Schlittschuh von Maximilian Eisenmenger schoss, dass der Puck an den langen Pfosten prallte, wo Daniel Fischbuch nur noch einschieben musste – 3:1 für Mannheim (27.). In der 30. Minute fälschte Daniel Schmölz einen Handgelenkschuss von Evan Barratt von der blauen Linie durch Tiefensees Schoner zum vermeintlichen Anschlusstreffer ab, die Schiedsrichter entschieden auf “gutes Tor” und gingen zum Videobeweis. Dort fanden sie offensichtlich Bilder, die bewiesen, dass Schmölz’ Schläger etwas zu hoch war, zum zweiten Mal fand ein Nürnberger Treffer keine Anerkennung.

Eine Minute später war das 2:3 aus Nürnberger Sicht dann aber (über)fällig. Nach einem weiten Diagonalpass von Daniel Schmölz lief Charlie Gerard über die rechte Seite vors Mannheimer Tor und traf aus dem Handgelenk ins lange Eck (30.). Die Ice Tigers waren zurück im Spiel und hätten den Ausgleich längst verdient gehabt, die Adler hatten aber immer die passende Antwort. So auch in der 33. Minute, als Kris Bennett die Scheibe von Constantin Braun klaute und Linden Vey Bennetts Pass am Ende des Zwei-auf-Eins-Konters nur noch zum 4:2 über die Linie lenken musste. Die Ice Tigers hatten das nötige Glück nicht auf ihrer Seite, Daniel Schmölz traf bei einem Alleingang in der 37. Minute nur die Latte. Als Schmölz in der 39. Minute auf der Strafbank saß, erhöhte Matthias Plachta am Ende eines perfekten Spielzugs sogar auf 5:2. Nürnberg war im Mittelabschnitt die bessere Mannschaft, die Adler trafen bei sieben Schüssen aber gleich dreimal. Gleich zu Beginn des letzten Drittels mussten die Ice Tigers das nächste Unterzahlspiel überstehen, schafften das aber schadlos. Trotzdem ließen die Adler im Schlussabschnitt nicht mehr viel anbrennen, obwohl die Ice Tigers weiterhin alles probierten. Ein Schuss von Constantin Braun rutschte Tiefensee zwar durch, seine Vorderleute klärten aber knapp vor der Linie (46.). Das Spiel plätscherte bis in die Schlussphase vor sich hin, die Ice Tigers kamen nicht mehr heran. Auch nicht, als Tom Rowe in einem Überzahlspiel gut vier Minuten vor Schluss den Torhüter vom Eis nahm. Evan Barratt rutschte frei vor dem Tor der Puck über den Schläger und Kris Bennett traf ins leere Nürnberger Tor zum 6:2-Endstand.

Auch wenn das Ergebnis am Ende deutlich war, hätten die Ice Tigers ein deutlich besseres Resultat verdient gehabt, hatten heute aber einfach nicht das Glück auf ihrer Seite und scheiterten an brutal effizienten Adlern.

Foto: Daniel Bamberger

Tom Rowe (Nürnberg): Mannheim hat sehr effizient gespielt. Ich denke, wir haben richtig gut gespielt, das war kein 6:2-Spiel. Wir haben ein paar Fehler gemacht. Ich fühle mich heute schlecht für Justus Böttner, der da so einen harten Pass gespielt hat. Die jungen Spieler müssen in diese Situationen gebracht werden, um zu lernen. Insgesamt haben wir ein richtig gutes Spiel gemacht. Ich habe den Jungs gesagt, dass sie sich heute zu keiner Sekunde schlecht fühlen sollen. Wir spielen ein einfaches, schnelles Eishockey.

Johan Lundskog (Mannheim): Das Spiel war deutlich enger als das Ergebnis. Die Effizienz war heute einfach auf unserer Seite. Wir hatten einen guten Start. Wir haben auch unser Powerplay endlich mal zum Laufen gebracht. Ich bin mit vielen Dingen zufrieden und mit vielen Dingen unzufrieden. Im zweiten Drittel waren wir ein bisschen schlampig und haben einige Konter hergegeben. Da müssen wir smarter agieren.